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Design zum Spielen: Mit Technik auf den 2. Blick
Bis 5. Mai zeigt die Designagentur nofrontiere im MAK anhand einer Installation, dass Design künftig für Interaktion steht, die auf Technik und nicht nur auf Bildern beruht.
Wien. Die Design-Agentur nofrontiere stellt im Rahmen der Präsentationsserie "Design Showcases" im Museum für angewandte Kunst Wien, wo seit 2001 Designer und Designstudios vorgestellt werden, die Installation "(Co)operating Systems" aus, eine Probe aus der täglichen Arbeit: "Sie ist eine Antwort auf die Frage der Selbstdefinition als Designer von und mit digitalen Medien", heißt es seitens der Agentur.
Seit Jahren experimentieren CEO Alexander Szadecky (Chairman des European Multimedia-Forum und heuer als Juror des Werbefestivals in Cannes nominiert), AD maurizio Poletto, Konzeptionistin Barbara Rechbach, Programmierer Stefan Rinner, Aufbauleiter Alexander Lustig, Projektleiter Berith Hagvaag und Gesamtkoordinatorin Elke Ziegler in einem Team von 32 Mitarbeitern aus neun verschiedenen Staaten der Erde mit der Vorstellung von Design als Interaktionsmodell, das digitale Medien als (Ver)Mittler einsetzt. Immer öfter werden in der eigenen Arbeit Fragen nach der Rolle des Designers und der Bedeutung von digitalen Medien für den Kreationsprozess thematisiert. Technologie rückt dabei - auf den ersten Blick - immer stärker in den Hintergrund, dennoch bildet sie die unverzichtbare Infrastruktur, die die digitale Innovation und die Erschließung neuer Interaktionswege ermöglicht.
Kooperation mit siemens
Aus der Kooperation des High-Tech-Unternehmens siemens, das die technische Infrastruktur - PC, Verkabelung und Wireless LAN - zur Verfügung stellt, mit nofrontiere, entstehen völlig neue Synergien und Möglichkeiten: Die bis 5. Mai in der MAK-Studiensammlung Möbel ausgestellte Installation verdeutlicht die Beziehung zwischen kreativen Konzepten, technologischen Werkzeugen und der Integration der Museumsbesucher. Durch den Einsatz von Technologie wir ein telematischer Raum im Museum erzeugt, der Arbeitsprozesse simuliert und erfahrbar macht.
Die über das Museum verteilten "Lightwalls" erregen die Aufmerksamkeit der Besucher. Ihr Interesse wird in Form von Silhouetten festgehalten und dient als System-Input. Diese Fragmente werden über Wireless LAN in den Hauptraum der Installation übertragen und dort in verschiedene visuelle Darstellungsformen übersetzt und projiziert. Zusätzlich zur visuellen Montage kann der Besucher auch mit dem Sound (Komponist ist Rupert Huber) interagieren.
Mensch-Maschine-Synthese
Ziel ist es, dem Publikum die Kooperation Mensch-Maschine-Interfaces greifbar zu machen. Das Entwickeln von kreativen Systemen wird auf diese Weise erlebbar gemacht.
Szadeczky: "Digitale Medien haben die Entwicklung von Design grundlegend geändert, das oberflächliche Verständnis vom Designer als demjenigen, der das Bild malt, genügt schon lange nicht mehr. Vielmehr verlagert sich der Arbeitsschwerpunkt auf das kreative System dahinter, bei dem es nicht mehr nur um das Lernen von Programmen und ästhetischen Regelwerken geht, sondern vielmehr um das Verstehen komplexer Zusammenhänge von Medienverbindungen und Design." (Co)operating Systems sei in diesem Sinne eine Verknüpfung von intelligenten Werkzeugen, die dem Besucher zur Verfügung gestellt würden und sich auf verschiedenen Ebenen kombinieren und einsetzen ließen. "Technik und Design gehen dabei eine unauflösbare Verbindung ein und eröffnen dem Besucher eine Möglichkeit der wechselseitigen Interaktivität." (http://www.medianet.at/dy…)
Kunst steckt im Schlüsselloch Die Mediendesigner "nofrontiere" haben im MAK Licht-Stationen aufgebaut
von Caro Wiesauer
So modern Technik und Design dahinter auch sein mögen - zur näheren Bekanntschaft mit den "(Co)Operating Systems" im MAK werden die Besucher durch den bewährten Schlüsselloch-Effekt angelockt.
Eine von vier "Lightwalls" hat die Mediendesign-Gruppe "nofrontiere" in unmittelbarer Nähe zur Kassa platziert. So wird auch der "normale" Museumsgast erst einmal durch das von der Box verstreute Licht angezogen. In die Oberfläche sind kleine, zum Hineinschauen geradezu auffordernde Bullaugen eingelassen. Während der Neugierige eines oder mehrere der Statements, die im Inneren dieser Schlüssellöcher stecken, liest, wird er vom Betrachter zum Benutzer und - Teil eines Kunstobjekts. Aber der Reihe nach.
KUNSTTEILCHEN WERDEN Die vier Boxen dienen als heller Hintergrund für die Aufnahmen von Menschen, die sich davor bewegen. Diese Bilder werden über ein Funksystem an die Kellerstation (Möbelsammlung) weitergeleitet und abgemischt. In dieser Basis kann man nicht nur die mit Farbe und Schattenspiel verfremdeten Ergebnisse betrachten, sondern durch eigene Geräuscherzeugung (Stampfen, Klatschen) zusätzlich den Sound des Experiments beeinflussen.
Das Kunstprojekt, das temporär wirkt und sich permanent verändert - kommt kein Besucher in die Nähe der Boxen, dann ist auch nichts zu sehen - kann bei Bedarf auch für die Nachwelt festgehalten werden (CD, Internet). Lieber würde die Mediendesign-Gruppe aber nach Abschluss der Projektionsarbeit im MAK diese im MOMA San Francisco ausprobieren. Dort ist seit 1998 ihr künstlerisches Gesamtwerk beheimatet.
Die "(Co)Operating Systems" erzeugen ein eindrucksvolles Bild vom Ziel, das "nofrontiere" abseits der Kunst verfolgt: Die Einbeziehung von Nutzer und Technologie (in dem Fall von siemens) in ein sinnvolles Endergebnis. Ihre Leitlinie: weg vom dominanten PC oder klebrigen Touchscreen, hin zum runden Interaktionsmodell, das zu Hause oder im Büro genauso wie im Museum Anwendung finden soll. Ein spannender Ausflug in die neue Mensch-Maschinen-Welt (bis 5. Mai).
(http://www.kurier.at)
Das Zwischen ist das Schöne am Aktiven
Die Interaktionen zwischen Menschen und digitalen Medien sind das Hauptgeschäft der international agierenden Designergruppe nofrontiere. Die Wiener stellen derzeit ihr Talent im Museum für angewandte Kunst in Wien unter Beweis. Von Ute Woltron
Die gut eingeführten, regelmäßig stattfindenden MAK-Design-Showcases führen, so Heidemarie Caltik, Kustos des MAK-Design-Info-Pool, im heurigen Jahr die eigentliche Grundidee des Museums für angewandte Kunst zu einer neuen Vollendung. Museal war man seinerzeit angetreten, die Beziehungen zwischen Kunst und Industrie auszuleuchten, um also herauszufinden und sichtbar zu machen, wie und unter welchen Bedingungen diese traditionell so wichtigen gegenseitigen Befruchtungen eigentlich stattfinden und in gutes Design münden können.
Der derzeit zu besichtigende, gerade frisch eröffnete "Design-Schaukasten" ist quasi ein leuchtendes Beispiel für diese Idee: Die Wiener Avantgarde-Designertruppe nofrontiere hat sich für das Museum am Stubenring etwas Besonderes einfallen lassen, etwas, das in jedem Moment seines Bestehens anders und speziell ist. Weil eine Kooperation mit einem Industrieunternehmen Vorgabe war, hat man gemeinsam mit siemens ein filigranes, spannendes Ausstellungssystem der Interaktion entworfen, das die Besucher selbst quasi zu Ausstellungsteilen und Fraktalen macht.
Wenn die entsprechende kräftige Technologie zur Verfügung steht, funktioniert das folgendermaßen: Mehrere weiß hinterleuchtete und überlebensgroße Screens, in verschiedenen Abständen aufgestellt, geleiten die Besucher auf dem Weg hinab in den Kernausstellungsraum: Dort ist auf einer Großleinwand ein farblich kühn zusammengestellter Mix von Images zu sehen. Die hier vom Rechner geschickt geshakten Bilder stammen, man bemerkt es bald, von den Besuchern selbst. Funkkameras haben, von den meisten Besuchern unbemerkt, vor den Screens Momentaufnahmen geschossen, ein fetter speicherkräftiger Computer mixt permanent die entsprechenden Bild- und Farbcocktails zusammen und projiziert sie an die Wand. Eine ebenfalls von den Besuchern, und zwar von den im Raum widerhallenden Geh-, Tratsch- und Klatschgeräuschen abhängige Klangkomposition bildet gewissermaßen einen satten Klangraum zu den projizierten und in ständiger Veränderung befindlichen Sujets. Texte, in Gucklöchern und auf den mattweißen Bespielungsflächen angebracht, runden die Angelegenheit ab, ebenso eine Internetstation sowie altmodisch-angenehme papierene Info-Publikationen über die mannigfaltigen Aktivitäten der Designergruppe.
Für nofrontiere-Geschäftsführer Alexander Szadeczky ist die Ausstellung eine Möglichkeit, die vielen Talente geschickt gemachter Interaktion einem breiteren Publikum zur Kenntnis bringen: "Wir haben bereits zu einem Zeitpunkt, als der Touchscreen nicht erfunden war, unseren Schwerpunkt auf Interaktion gelegt. Wir wollen die Grenzen aufzeigen, und ich glaube, dass zum - noch fernen - Zeitpunkt meines Abtretens das digitale Medium im ganzen Raum erlebbar sein wird."
nofrontiere spielen, was Web- und Interaction Design anbelangt, an der internationalen Spitze mit, zu den Kunden des fast 14 Jahre alten Unternehmens zählen Firmen wie die Deutsche Bank, max.mobil, Austria Tabak, OMV und BMW. Ein ständiges und gut gepflegtes Naheverhältnis zur Kunstszene, so Szadeczky, habe dem Unternehmen stets eine etwas freiere, spielerische Annäherung zu den verschiedensten Themen ermöglicht, die auch spürbar in die Zusammenarbeit mit der Industrie, also in die Erarbeitung von "Kommerzjobs" (Szadeczky), einfloss. Damit schließt sich der Kreis mit dem MAK, und wenn zwei das Gleiche wollen, schaut etwas Spannendes und Sehenswertes heraus.
Die Ausstellung ist auch virtuell zu besichtigen: www.nofrontiere.com/mak, die von den Besuchern geprägte Schau selbst ist bis 5. Mai geöffnet.
(http://www.derstandard.at…)